Chandragiri-Hügel – Ein Panorama zwischen Geschichte und Natur
Gestern, an einem klaren Mittag, boten die Hügelketten im Westen des Kathmandu-Tals von meinem Haus im Norden der Stadt einen atemberaubenden Anblick. Die kristallklare Fernsicht inspirierte uns zu einem spontanen Ausflug zum Chandragiri-Hügel. Seit 2016 bringt dort eine Seilbahn, errichtet von der österreichischen Firma Doppelmayr, Besucher auf eine Höhe von 2.551 Metern – ein beeindruckender Aussichtspunkt mit einem unvergleichlichen Panoramablick über das Kathmandu-Tal.

Die Seilbahn erstreckt sich über eine Strecke von 2,5 Kilometern und überwindet einen Höhenunterschied von etwa 1.000 Metern in rund zwölf Minuten. Der Ausflug ist ein absolutes Highlight für alle, die Nepals landschaftliche Schönheit erleben möchten. Die Anlage gehört zu den modernsten der Region und stärkt den Tourismus in und um Kathmandu erheblich. Im Vergleich dazu weist die deutsche Seilbahn zur Zugspitze eine ähnliche Streckenführung und Bedeutung auf.
Oben angekommen, umfing uns die frische, kühle Bergluft – ein wohltuender Kontrast zur staubigen Hitze der Stadt. Der Himmel strahlte in einem intensiven Blau, und vor uns erstreckte sich die schneebedeckte Himalaya-Kette in voller Pracht. Im Westen ragte das majestätische Annapurna-Massiv auf, im Osten zeigte sich der legendäre Mount Everest. Dazwischen reihten sich weitere Achttausender wie der Dhaulagiri, der Manaslu und der Lhotse. Ein Anblick, der uns für einen Moment innehalten ließ – als wäre die Zeit eingefroren.
Ein weiteres Highlight des Chandragiri-Hügels ist der Bhaleshwor Mahadev Tempel. Der Legende nach ist der Tempel der Gottheit Shiva gewidmet und soll Segen für Wohlstand und Glück spenden. Besucher berichten oft von einer besonderen Ruhe, die diesen Ort umgibt.

Während wir den Gipfelbereich erkundeten, begegneten wir zahlreichen Familien und wenigen Touristen. Viele nutzten die Gelegenheit für Fotos vor dem eindrucksvollen Hintergrund des Himalayas. Eine fröhliche Lebendigkeit erfüllte den Platz, doch gleichzeitig blieb die Atmosphäre friedlich und respektvoll.
Der Chandragiri-Hügel ist nicht nur für seine spektakuläre Aussicht bekannt, sondern auch für seine historische und kulturelle Bedeutung. Im Jahr 1768 spielte dieser Ort eine zentrale Rolle in der Vereinigung Nepals. Prithvi Narayan Shah, der König von Gurkha, erklomm diesen Hügel während seiner Eroberungskampagne. Von hier aus blickte er erstmals auf das Kathmandu-Tal und erkannte die strategische und wirtschaftliche Bedeutung dieses fruchtbaren Landstrichs.

Damals war das Kathmandu-Tal in drei eigenständige Königreiche aufgeteilt: Kathmandu, Patan (Lalitpur) und Bhaktapur. Die rivalisierenden Könige dieser Stadtstaaten standen in ständigem Konflikt miteinander, was sie gegenüber äußeren Bedrohungen schwächte. Prithvi Narayan Shah nutzte diese Zersplitterung und führte eine geschickte militärische und diplomatische Kampagne, die schließlich zur Eroberung und Vereinigung des gesamten Tals führte. Chandragiri gilt daher als ein symbolischer Ort, an dem der Grundstein für das moderne Nepal gelegt wurde.
Noch heute erinnert eine Statue von Prithvi Narayan Shah auf dem Gipfel des Chandragiri-Hügels an seine visionäre Rolle als Einiger des Landes. Für viele Nepalesen ist dieser Ort nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern auch eine Stätte der historischen Reflexion und des nationalen Stolzes. Die Aussicht vom Hügel vermittelt ein Gefühl der Verbundenheit mit den geografischen und kulturellen Wurzeln des Landes – genau wie einst für den König, der von hier aus sein künftiges Reich erblickte.
Dieser Ausflug führte mir einmal mehr vor Augen, wie vielseitig und faszinierend selbst das Kathmandu-Tal ist. Die Landschaft, die Kultur und die Spiritualität verschmelzen hier zu einem Gesamterlebnis, das seinesgleichen sucht. Für Reisende, die das Kathmandu-Tal besuchen, ist der Chandragiri-Hügel ein absolutes Muss – besonders an Tagen, an denen der Himmel klar ist und der Himalaya in voller Pracht erscheint. Ein Tipp für zukünftige Besucher: Früh aufzubrechen lohnt sich, um die Aussicht in Ruhe genießen zu können. Wir nahmen ein Taxi, dass die 29 Kilometer von Budhanilkantha nach Chandragiri in anderthalb Stunden bewältigte. Mit dem Bus hätte es wesentlich länger gedauert.