Kunst von Vanessi und etwas Geschichte
Heute ist unser sechster Tag in Peschiera del Garda. Der Wetterbericht warnte vor schweren Gewitterstürmen und Hagelschauern – ab 10:00 Uhr für den gesamten Tag. Sofort dachte ich an das Unwetter im Juli 2023, dessen Folgen bei genauerem Hinschauen heute immer noch zu sehen sind: zerbeulte Autos und Blechabdeckungen von Wärmepumpen, gesunkene Sportboote, zerstörte Plexiglasdächer und Straßenlaternen.
Ursprünglich wollten wir nur schnell frühstücken und dann wieder zurück in unsere Wohnung. Einmal frischte der Wind auf, ein Warnzeichen. Aber genau in dem Augenblick setzte sich ein allein durch seine Größe und seine langen blonden Haare auffälliger junger Mann gleich neben unseren Tisch, aß ein Croissant, lief dann mit einer Zigarette in der Hand in den Laden gegenüber, von dort zu seinem Hotel und saß kurze Zeit später wieder neben uns. In der Zwischenzeit waren sein Kaffee und sein Rucksack verwaist, aber der junge Mann hatte offensichtlich viel Vertrauen zu den Menschen hier. Ich sprach ihn an, woraus ein langes, tiefgreifendes Gespräch wurde. Er stellte sich als Sportstudent vor, 30 Jahre alt, und er absolviert noch bis September ein Praktikum auf einem Campingplatz in Garda. An seinen freien Tagen bucht er irgendwo ein Hotelzimmer, damit er neue Leute kennenlernt.
Wir hätten sicherlich stundenlang reden können, aber Dörte und ich wollten gerne in unseren Büchern weiterlesen, Dörte einen bretonischen Krimi und ich “Erklär mir Italien” von Roberto Saviano und Giovanni di Lorenzo. Köstlich. Anderthalb Italiener blicken äußerst kritisch und voller Zuneigung auf das Land ihrer beiden Herzen.
Heute Nachmittag besuchten wir im Palazzina Storica eine Ausstellung des Künstlers Vanessi (* 1953), der 1967 mit seiner Familie nach Peschiera del Garda zog. Er entwickelte seinen eigenen Stil, der von klassischer Malerei bis zu interaktiven Performances und multimedialen Installationen reicht.
Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir, dass am 8. November 1917 genau in diesem Palast das militärische Übereinkommen von Peschiera zwischen Frankreich, England und Italien unterzeichnet wurde. Dieses Abkommen, das nach der schweren italienischen Niederlage in der Schlacht von Caporetto geschlossen wurde, sah die Entsendung alliierter Truppen zur Unterstützung Italiens und eine engere Koordination der Kriegsanstrengungen vor, um die Front zu stabilisieren und den Widerstand gegen die Mittelmächte zu stärken. Obwohl Italien ursprünglich Teil des Dreibunds mit Deutschland und Österreich-Ungarn war, trat es 1915 nach dem Londoner Vertrag den Alliierten bei, während die Mittelmächte hauptsächlich aus dem Deutschen Kaiserreich, Österreich-Ungarn, dem Osmanischen Reich und Bulgarien bestanden.