Bargello Palast
Montag in Florenz: Viele Museen sind geschlossen, darunter die Uffizien und der Pitti-Palast. Doch Kunst ist nicht mein Hauptinteresse. Mich faszinieren die politischen Werte des Mittelalters und die städtische Autonomie Italiens.
Die Medici werden oft als Schöpfer von Kunst und Wissenschaft betrachtet. Doch bereits vor dem 15. Jahrhundert, vor den Medici, brachten die italienischen Städte geniale Künstler, Handwerker und Philosophen hervor. Um das Jahr 1000 nannte man Italien bereits das „Reich der 100 Städte“, deren Autonomie den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches störte. Dies führte zu den Lombardischen Kriegen im 12. Jahrhundert.
1158 begann Kaiser Friedrich I., Barbarossa, seine zweite Italienkampagne gegen Mailand, Brescia und Cremona. 1162 zerstörte er Mailand. Fünf Jahre später gründeten die Städte den Lombardischen Bund, unterstützt vom Papst. Eine heikle Situation für den Kaiser. 1176 erlitt Barbarossa in der Schlacht von Legnano eine empfindliche Niederlage, nur wenige Kilometer nördlich von Mailand. Im Frieden von Konstanz 1183 erkannte der Kaiser weitgehend die Autonomie der italienischen Städte an, während diese formal die Oberhoheit des Kaisers akzeptierten. Diese Ereignisse legten den Grundstein für die Renaissance und prägten Italiens politische Landschaft.
Viele Kunstwerke dieser Zeit sind im Bargello Palast ausgestellt. Donatellos atemberaubenden Kunstwerken hat man dort einen eigenen Raum gewidmet, der jedoch momentan renoviert wird.
In Florenz begegnet man auf Plätzen und in Museen oft nackten Männerstatuen, viele davon namens David. Die Renaissance kehrte zur klassischen Bildhauerkunst zurück. Während das Mittelalter Nacktheit als sündhaft ansah, wurde sie in der italienischen Renaissance zum Symbol idealer Reinheit. Helden waren nackt und durch ihre moralischen Tugenden geschützt. David symbolisierte Florenz’ Sieg des mutigen Jünglings gegen den übermächtigen Goliath und die Befreiung des Volkes.