Faszination Greifvögel: Mein unvergesslicher Falknertag

Zu Weihnachten überraschte mich meine Frau mit einem außergewöhnlichen Geschenk: einem Tag mit dem Falkner im Wildpark Eekholt. Diese exklusive Attraktion ist oft lange im Voraus ausgebucht, und ursprünglich hätte ich erst im Mai 2025 teilnehmen sollen – also knapp anderthalb Jahre nach Weihnachten. Doch da ich als Rentner flexibel bin und nahezu jederzeit innerhalb von 30 Minuten am Wildpark sein kann, gelang es uns, einen früheren Termin zu finden. Am vergangenen Donnerstag wurde mir ein kurzfristiger Platz für den darauffolgenden Montag angeboten, den ich gerne annahm. 

Am Montagmorgen machten sich meine Frau und ich auf den Weg nach Eekholt. Nach einer 40-minütigen Fahrt erreichten wir unser Ziel. Die anderthalb Stunden bis zum Beginn meines Falknertages verbrachten wir damit, durch den Park zu schlendern. Wir besuchten die beiden majestätischen Steinadler in ihrer großzügigen Voliere, beobachteten die geschmeidigen Füchse, die scheuen Dachse, die grunzenden Wildschweine und das anmutige Rotwild. Die Wölfe hielten sich wahrscheinlich noch in ihrem Morgenschlaf verborgen. 

Pünktlich um 11:00 Uhr erreichten wir die Flugwiese, wo uns die Falknerinnen Chris und Karo herzlich begrüßten. Sie erklärten den Tagesablauf bis 15:30 Uhr: Zunächst wurden einige Greifvögel und Eulen vorgestellt, gefolgt von einem spannenden Blick hinter die Kulissen in die Futterküche. Danach sahen wir die erste beeindruckende Flugvorführung, gefolgt von einer lehrreichen Greifvogelkunde mit Chris. Anschließend machten wir einen Spaziergang durch den Park. Dabei hatte ich einen Turmfalken auf der Hand, während Karo und meine Frau mich begleiteten. Bemerkenswert war, wie sehr die anderen Wildparkmitarbeiter:innen auf die Eigenarten der Vögel achteten. So scheut mein Falke vor Elektro-Karts zurück. Die anderen Mitarbeiter:innen hielten daher kurz am Wegesrand und ließen uns passieren. Nach einer kurzen Mittagspause, während die Falknerinnen die zweite Flugvorführung durchführten, erlebten wir das faszinierende Trainieren einiger Greifvögel, bevor die letzte Flugvorführung des Tages stattfand. 

Die Falknerinnen absolvieren an diesen Tagen ein äußerst umfangreiches Programm. Ihr Arbeitstag beginnt früh um acht Uhr und endet oft erst kurz nach vier Uhr nachmittags, und das von März bis Oktober. Das Hauptaugenmerk der Falknerinnen liegt auf den Greifvögeln, die alle ihre eigenen Eigenheiten und „Macken“ haben – ebenso wie wir Menschen. In den Wintermonaten nehmen sie die Vögel mit nach Hause und versorgen sie dort. 

Besonders faszinierend ist das Training der Vögel. Diese werden ausschließlich auf dem Handschuh gefüttert, um ihnen zu vermitteln, dass der Handschuh der beste Ort ist. Die Belohnung erfolgt nur dann, wenn der Vogel das gewünschte Verhalten zeigt, etwa wenn er auf den Handschuh des Falkners fliegt, der zwischen Daumen und Zeigefinger ein Stückchen Futter hält. Manchmal wird das Futter auch an einen anderen Ort gelegt, wie etwa auf einen Baumstamm, um die Vögel auf den Falkner zu fokussieren und ein eigenständiges Verhalten zu vermeiden. 

Sollte ein Vogel dennoch versuchen abzuhauen, können die Falknerinnen seine Position mittels eines Senders, der am Vogel angebracht ist, bestimmen. Chris berichtete, dass solche Flüge gelegentlich vorkommen und sie immer einen Zeitpuffer einplanen. Sie erzählte stolz, dass der entflogene Vogel in der Regel sofort zu den Falknerinnen zurückkehrt, sobald er sie sieht, da er sich sonst nicht selbst mit Nahrung versorgen könnte. 

Nach jeder Flugvorführung bieten die Falknerinnen den Gästen die Möglichkeit, Fotos mit einem Falken zu machen, jeweils für 3 Euro. Dieses Angebot wird von den Besuchern rege genutzt. 

Es war beeindruckend, das Training von Turmfalken, Sperbereulen, Schleiereulen und Uhus so hautnah mitzuerleben. Wer sich auf dieses Erlebnis einlässt, wird sicher emotional berührt. Es erfordert eine gewisse emotionale Distanz, um nicht spätestens bei solchen Begegnungen eine tiefere Liebe zur Natur zu entwickeln und die Tiere als Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen und Verhaltensweisen zu sehen. Gleichzeitig sollte man sich bewusst sein, dass diese Tiere speziell für diese Trainingszwecke gezüchtet und ausgebildet werden und sich in der freien Natur ganz anders verhalten würden – in der Regel meiden sie Menschen und suchen nicht unsere Nähe, um an Futter zu gelangen.