Peschiera del Garda: Von der Kirche zum Festungswall

Unser erster Tag in Peschiera del Garda geht zu Ende. Wir sitzen auf der Dachterrasse unserer Wohnung im Herzen der Altstadt und blicken auf die Nordfassade und den Glockenturm der Kirche San Martino Vescovo aus dem 18. Jahrhundert. Über uns unzählige zirpende Mauersegler.

Der Glockenturm von San Martino Vescovo

Die Glocken läuteten heute Morgen um 10:00 Uhr und riefen die überwiegend katholische Gemeinde eindringlich zum Gottesdienst. Danach öffnete die Kirche für Besucher. Unter dem Altar lagen ein Brotlaib, eine Karaffe mit Rotwein und eine Ähre, umhüllt von einem weißen Tuch und hell angestrahlt. Diese Symbole des letzten Abendmahls sind unübersehbar. Ich zählte vier Seitenaltäre und stellte mir vor, wie einst mehrere Geistliche hier tätig waren und jeder an seinem persönlichen Altar gegen eine kleine Spende die Messe zelebrierte. Bunte Fresken an den Decken und Glasmalereien erzählen biblische Geschichten.

Von hier spazierten wir auf den Festungsmauern rund um die kleine Stadt. Es fiel mir schwer, mir vorzustellen, dass Peschiera del Garda von 1797 bis 1859 zum österreichischen Reich gehörte. Peschiera del Garda hat eine reiche Geschichte, geprägt durch ihre strategische Lage und wechselnde politische Zugehörigkeiten, von der Republik Venedig über das Österreichische Reich bis hin zum modernen Italien. Die Verehrung von Kaiser Franz Joseph I. in Peschiera zeigt die tiefe historische Verbindung der Stadt zur Habsburger Monarchie und unterstreicht die Bedeutung dieser Epoche in der kollektiven Erinnerung der lokalen Bevölkerung.

Auf der nördlichen Festungsmauer im Parco Catullo hatten wir einen weiten Blick auf den Gardasee. Hier trafen wir vier Familien aus Bangladesch, die das muslimische Fest „Eid“ feierten. Ein Familienvater erzählte mir, dass er seit 18 Jahren in Italien lebt und inzwischen die italienische Staatsangehörigkeit hat. Im nächsten Jahr wollen sie Deutschland besuchen. Zum Dank, dass ich sie fotografierte und die Bilder mit ihnen teilte, boten sie mir von ihren Speisen an.

Wir setzten unseren Rundgang fort, kauften eine Sonnenbrille und einen Sonnenhut und genossen auf einer kleinen Anhöhe im nordwestlichen Teil der Festung ein kaltes Getränk und den Blick auf den See. Unterhalb der Fußgängerbrücke Ponte dei Voltoni beobachteten wir einen Gondoliere beim Vorbereiten seiner venezianischen Gondel auf einem der Kanäle, die die Festungsmauern umgeben. Es war ein faszinierender Anblick, der die reiche Geschichte und die kulturelle Verbindung dieser Stadt zur Republik Venedig lebendig werden ließ. Die elegante Gondel erinnerte mich an die tiefen Einflüsse und Traditionen der Serenissima.