Rückkehr nach Krempe: Die Schönheit des Alltäglichen durch die Linse entdecken

Nach unserer Rückkehr von unserem Italien-Roadtrip empfinde ich eine neue Wertschätzung für unser Zuhause in Krempe, Schleswig-Holstein. Es ist das erste Mal, dass ich nicht sofort wieder die Koffer packen möchte. Stattdessen bin ich neugierig auf die Welt direkt vor meiner Haustür.

Fotografie ist meine Leidenschaft, besonders die Medientechnik. Mit exzellenter Optik kann ich winzige Details groß herausbringen und die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln und Lichtverhältnissen betrachten.

Licht und Optik sind zwei wesentliche Elemente der Fotografie. Ein entscheidender Aspekt ist jedoch die emotionale Wirkung, die Objekte unter unterschiedlichem Licht und durch verschiedene Linsen auf mich ausüben. Zwei Menschen können dasselbe Objekt zur selben Zeit sehen und doch unterschiedlich wahrnehmen, weil wir Menschen individuell sind.

Wenn mir also die flache Landschaft, der Wind und das diesige Licht im Norden nicht gefallen, liegt es an mir, eine andere Perspektive einzunehmen. Am Ende könnte die Welt, in der ich lebe, auf mich exotisch wirken.

Gestern besuchte ich das Hamburger Bucerius Kunstforum und die Ausstellung mit Werken von Henri Cartier-Bresson. Während des Rundgangs fragte ich mich ernsthaft, wer oder was den Wert von Kunst bestimmt. Die Bilder selbst fand ich wenig spektakulär – eher im Gegenteil. Die Geschichten hinter den Bildern sind jedoch bewegend. Derzeit denke ich, dass die Veröffentlichung von Kunstwerken ihren Wert bestimmt. Werden meine Bilder von Agenturen gehandelt und in der New York Times, der Süddeutschen Zeitung, der ZEIT, im Life-Magazin oder in der Vogue abgedruckt? Werden sie von Sammlern im sogenannten Sekundärmarkt teuer gehandelt oder als kulturelle Wegmarken in Museen ausgestellt? Es gibt so viele wunderschöne Bilder und talentierte Fotograf:innen und Filmemacher:innen, die niemand kennt. Sind deren Werke weniger wertvoll, weniger künstlerisch, weniger handwerklich perfekt?

Für mich habe ich entschieden, dass ich für mich fotografiere und nicht, um im Kunstmarkt zu konkurrieren. Mithilfe perfekter Optik und ohne künstliches Licht möchte ich die schönen Dinge der Welt um mich herum betrachten. Auf Spaziergängen innehalten, fühlen, immer wieder hinschauen, genauer hinschauen. Jeden Tag, vor meiner Haustür oder wo immer ich gerade bin.

Meinen Blog will ich fortführen und regelmäßig über die kleinen Wunder im Alltäglichen schreiben. Zum Beispiel über die tägliche Arbeit der Menschen an der Schleuse Brunsbüttel des Nord-Ostsee-Kanals. Bei Wind und Wetter müssen sie hinaus und die großen Schiffe festmachen, während in der Schleuse der Höhenunterschied zwischen Kanal und Elbe ausgeglichen wird. Hier machen zwei Schleusenarbeiter gerade den unter maltesischer Flagge fahrenden Tanker „Green Spinel“ fest.