Sylt abseits der Klischees: Faszinierende Tierwelt und Naturschönheiten
Die junge Frau, die auf dem Steg über die Düne zum Weststrand von Rantum steht, erzählt begeistert von ihrem Bundesfreiwilligenjahr. Sie trägt eine blaue Jacke des Vereins Jordsand, der im Rantumbecken für den Schutz der Natur sorgt. Um ihren Hals hängt ein hochwertiges Zeiss-Fernglas. „Das ist hier unverzichtbar“, erklärt sie. Von dieser erhöhten Position aus lassen sich neben den kreischenden Sturmmöwen nur ein paar schwarze Samt- oder Trauerenten auf dem schimmernden Meer ausmachen. Auf der gegenüberliegenden Wattseite hingegen tummeln sich weit mehr Vögel, darunter auch einige wenige Löffler, während die anderen bereits weitergezogen sind. Doch momentan sind die Deiche wegen der Blauzungenkrankheit gesperrt, um den Schafen mehr Ruhe zu gönnen.
Zu den Aufgaben der beiden Freiwilligen vom Jordsand-Team im Rantumbecken gehören unter anderem ganzjährige Rastvogelzählungen, Brutvogelkartierung im Frühjahr, wöchentliche Kontrolle des Salzgehalts des Beckens, Führen eines ornithologischen Tagebuchs, Spülsaummonitoring am westlichen Strandabschnitt und regelmäßige Gebietskontrolle und Dokumentation von Störungen.
Weiter südlich, bei Hörnum, entdeckten wir heute Morgen eine kleine Gruppe von zehn Eiderenten. Auf der Wattseite konnten wir aus der Ferne unzählige Vögel beobachten, darunter auch majestätische Falken, die in der Luft stehen und auf den weiten Wiesen nach Beute Ausschau halten.
Ich hätte nie gedacht, dass Sylt eine solch beeindruckende Vogelvielfalt beherbergt. Bisher verband ich die Insel nur mit Schickimicki, dicken SUVs und coolen Typen. Dass weite Teile der Sylter Küste Naturschutzgebiete sind und viel in den Erhalt der Arten investiert wird, war mir neu.
Gestern waren wir bereits von der Vogelvielfalt entlang des Morsumer Kliffs überrascht. Bei den nächsten Wanderungen entlang der Sylter Küste werde ich auf jeden Fall mein Fernglas und mein Objektiv mit großer Brennweite mitnehmen und auf ähnlich schönes Wetter hoffen, wie wir es gestern und heute hier hatten.
Wenn das Wetter so schön ist wie heute, kann ich einen Abendspaziergang am Weststrand nur empfehlen. Ich habe selten das Meer so blau gesehen wie heute Abend. Kurz vor Sonnenuntergang versammeln sich einige wenige Schaulustige, setzen sich mit einem Getränk auf die Holzstege über den Deichen oder in einen der Strandkörbe und warten darauf, dass der Himmel in einem spektakulären Farbenspiel erglüht.
Sylt ist weit mehr als nur Westerland, Sansibar oder Schickimicki. Sylt ist atemberaubend schön, und das finden auch die vielen Vögel, die hier Rast machen. Sylt – eine Insel, die ganz und gar nicht meinen Erwartungen entspricht, und das ist gut so.