Vogelbeobachtungsturm am Katinger Watt: Ein Paradies für Naturfotografen

Es ist Sonntagnachmittag. Wir brechen zum Katinger Watt bei Tönning auf. Die Fahrzeit beträgt etwa eine Stunde. Auf der Gegenfahrbahn staut sich der Verkehr aus Richtung St. Peter-Ording. Wir passieren das Eider-Sperrwerk und erblicken schon von weitem den hölzernen Vogelbeobachtungsturm auf der rechten Seite. Dort waren wir noch nie, sonst zieht es uns immer zur NABU-Station Katinger Watt. Kurzerhand biegen wir auf den Parkplatz ab und folgen dem von Weiden gesäumten Pfad zum Turm. Die vielen Rauchschwalben, die um den Turm ihre atemberaubenden Flugkünste zeigen und Insekten jagen, fallen uns sofort auf. Einmal möchte ich mit meinem Teleobjektiv eine Schwalbe im Flug fotografieren.

Wir steigen die Wendeltreppe zur ersten Etage des Turms hinauf. Draußen kreisen die Schwalben. Durch einen Sichtschlitz beobachte ich mit dem Fernglas Silberreiher, Fischreiher, Graugänse, Kiebitze und Bekassinen. Meine Frau geht weiter nach oben auf die offene Plattform des Turms. Ich bleibe sitzen und beobachte weiter. Die Rufe der Schwalben werden immer lauter. Ich drehe mich um und sehe zwei, drei, vier von ihnen direkt hinter mir im Treppenaufgang sitzen. Ich richte mein Teleobjektiv auf sie, woraufhin die meisten Vögel normalerweise Reißaus nehmen. Doch die Schwalben bleiben sitzen. So werde ich heute Nachmittag mit einigen wunderschönen Porträts von Rauchschwalben beschenkt. So nah und so klar habe ich diese eleganten Tiere noch nie gesehen. Leider gelingen nicht alle Bilder, weil der Abstand zu den Vögeln weniger als 3,20 Meter war.

Ich kann mein Glück kaum fassen und steige ebenfalls auf die offene Plattform. Dort beobachten wir noch eine Rohrdommel und einen Turmfalken bei der Jagd. Dörte macht mich auf das funkelnde Meer und den Krabbenkutter aufmerksam.

Manchmal genügt ein einfacher Perspektivwechsel, etwa indem ich mich um 180 Grad um die eigene Achse drehe. Während die Sonne in unserem Rücken die Welt vor uns in die schönsten Farben taucht, lässt das Gegenlicht die Nordsee wie ein Meer aus Diamanten erstrahlen.

Ein kleiner Krabbenkutter pflügt durch das glitzernde Wasser, die Flut hat fast ihren Höchststand erreicht. Auf beiden Seiten hat er seine Netze ausgelegt, in der Hoffnung auf einen reichen Fang. Einige wenige Möwen gieren nach dem Beifang, den der Fischer zurück ins Meer wirft.

Ich hätte nie gedacht, dass ich mich nach fast 25 Jahren im Norden in diese Gegend verliebe.