Von Fischbrötchen bis Vogelwolken: Ein Ausflug nach Neufeld
Einer meiner Lieblingsorte ist der Hafen Neufeld im Neufelderkoog in Dithmarschen, direkt an der breiten Elbmündung in die Nordsee. Auf unserem Weg nach Marne fahren wir über die B5 an Neufeld vorbei. In Marne besuchen wir entweder meinen Schwiegervater oder inzwischen häufiger, Eyka, einen modernen Fischladen. Ich liebe frischen und geräucherten Fisch. Schon beim Gedanken an ein Fischbrötchen läuft mir das Wasser im Mund zusammen.
Wir packen also unsere Kühltasche, Kameras und Ferngläser ein und fahren zu Eyka. Heute landen Rotbarschfilets, eine geräucherte Forelle und zwei Fischbrötchen in unserem Einkaufskorb.
Auf dem Rückweg biegen wir rechts ab in Richtung Neufeld. Wir fahren über den Deich. Vor uns erstreckt sich das weite Deichvorland mit seinen Salzwiesen. Wir setzen uns auf eine Bank am Hafen und genießen unsere Fischbrötchen. Ehrlich gesagt, schlinge ich meines hinunter, denn ich kann es kaum erwarten, die Schwärme von Möwen, Kiebitzen und Staren genauer zu beobachten. Dazwischen tummeln sich Weißwangengänse, einzelne Bekassinen, Rotschenkel, Stockenten, Kormorane und zwei, drei Schellenten. Immer wieder steigen die Kiebitze auf, kurz danach die Stare. Wahre Vogelwolken kreisen am Himmel, nur um sich kurz darauf wieder auf den Wiesen niederzulassen. Ich liebe dieses Schauspiel und würde am liebsten in eine dieser Wolken eintauchen. Stattdessen verfolge ich die Vögel mit meinem Fernglas und meiner Kamera und freue mich über das abwechslungsreiche Lichtspiel am Himmel.
Ich laufe auf dem Deich in Richtung Nordhusen. Dort steht eine Scheune mit einem leuchtend hellbraunen Dach, auf dem sich im letzten Jahr Scharen von Mehlschwalben ausgeruht hatten. Heute sehe ich nur vereinzelte Schwalben, die dicht über den Deich huschen, viel zu schnell, um sie zu fotografieren.
Westlich vom Neufelder Fleet treibt ein Schäfer die männlichen Tiere zusammen, um sie weiter nördlich zum Kaiser-Wilhelm-Koog oder nach Friedrichskoog zu bringen. Es sind hunderte Schafe. Während sein Sohn und ein anderer Schäfer einige Tiere fortfahren, erzählt mir der alte Schäfer, dass er bereits 81 Jahre alt sei. Man sieht ihm das Alter an, aber er ist topfit und gesprächig. Er sei von Kindesbeinen an Schäfer und komme ursprünglich aus Friedrichskoog. Insgesamt habe er über 1.000 Schafe. Allein 250 seien im Moment in der Nähe des Fähranlegers von Brunsbüttel. Dort könne er die Schafe bereits ab März weiden lassen, hier in Neufeld erst ab Mai, der Gänse wegen, die das ganze Gras abfressen. Aber März bis Mai sei die Zeit, in der die Lämmer kommen. Er brauche die Weideflächen für seine Tiere. Dann erzählt er noch, dass er zuhause 40 Ammenkühe habe und will von mir wissen, ob ich wisse, was Ammenkühe sind. Meine Erklärung genügt ihm. Fast habe ich den Eindruck, dass er mich mag. Dann kommen aber auch schon sein Sohn und der andere Schäfer zurück, um die nächste Fuhre zu holen. Das ist das Zeichen für seine beiden Border Collies. Sie gieren regelrecht nach Arbeit und wissen scheinbar genau, was zu tun ist. Unglaublich, wie wachsam, schnell und gelenkig diese wunderschönen Hütehunde sind.
Ich gehe zurück zum kleinen Hafen und kann mich zu vorgerückter Stunde an den Farben nicht sattsehen: das tiefe Blau des Wassers und des Himmels und dazwischen das saftige Grün der Salzwiesen. Die kleinen Krabbenkutter setzen bunte Akzente.
Ein wunderschöner Ort, an dem ich an späten Nachmittagen gerne entspanne.