Wäsche, Wetter und Weltbilder
Gestern Morgen wusch ich Wäsche und nutzte den strahlenden Sonnenschein, um sie draußen aufzuhängen. Alles schien genau im richtigen Moment angesetzt – zumindest bis zum Nachmittag.
Während wir unterwegs nach Svajambunath waren, begann es in Strömen zu regnen. Nicht einfach ein kurzer Schauer, sondern Regen mit Nachdruck. Als wir zurückkehrten, ließ ich die Wäsche hängen – es war ohnehin zu spät für Rettungsmaßnahmen. In der Nacht regnete es weiter, diesmal mit solcher Wucht, dass ich vom Prasseln auf unserem Wellblechdach aufwachte.
Die Wäsche erhielt dadurch mehrere gründliche Klarspülgänge – ganz ohne mein Zutun.
Am nächsten Morgen dann eine Überraschung: Die Luft war frisch, gereinigt, und zum ersten Mal seit Wochen zeigte sich die südliche Bergkette Kathmandus wieder in voller Pracht. Ich rief meine Patentochter:
„Schau nur, wir können die Berge im Süden wieder sehen.“
Sie trat hinaus, blickte in die Ferne – und sagte nüchtern:
„Welche Berge?“
Ich zeigte. Sie sah. Dann kam die Erklärung:
„Das sind keine Berge. Das sind Hügel.“
Ich fragte: „Worin besteht denn für dich der Unterschied zwischen Bergen und Hügeln?“
Ihre Antwort kam prompt:
„Berge sind alles, was mit Schnee bedeckt ist. Hügel haben keinen Schnee.“
Ich nickte. Und sagte:
„Dann hat Nepal also immer weniger Berge.“
Tatsächlich: Immer häufiger bleiben selbst die höchsten Gipfel in Nepal schneefrei – zumindest zeitweise. Anfang Januar in Pokhara etwa sahen wir den Annapurna fast gänzlich ohne Schneekrone. Ein ungewohnter, fast irritierender Anblick. Noch vor wenigen Jahrzehnten wäre so ein Bild undenkbar gewesen.
Manchmal erklären sich große Zusammenhänge über kleine Beobachtungen. Und manchmal reicht eine Nacht mit Monsunregen, um Wäsche, Luft – und Weltbilder – gründlich durchzuspülen.
Laundry, weather and world views
Yesterday morning I did the washing and took advantage of the bright sunshine to hang it up outside. Everything seemed to be timed just right – at least until the afternoon.
While we were en route to Svajambunath, it started to rain cats and dogs. Not just a short shower, but rain with vigour. When we returned, I left the washing hanging – it was too late for rescue measures anyway. It continued to rain during the night, this time with such force that I woke up to the sound of pattering on our corrugated iron roof.
As a result, the washing was given several thorough rinses – without any help from me.
The next morning was a surprise: the air was fresh and clean and, for the first time in weeks, Kathmandu’s southern mountain range was once again in full splendour. I called my goddaughter:
„Just look, we can see the mountains to the south again.“
She stepped outside, looked into the distance – and said soberly:
„What mountains?“
I pointed. She saw. Then came the explanation:
„Those aren’t mountains. They’re hills.“
I asked: „What’s the difference between mountains and hills for you?“
Her answer came promptly:
„Mountains are anything covered in snow. Hills have no snow.“
I nodded. And said:
„So Nepal has fewer and fewer mountains then.“
Indeed: more and more often, even the highest peaks in Nepal remain snow-free – at least temporarily. At the beginning of January in Pokhara, for example, we saw Annapurna almost completely without a snow crown. An unusual, almost irritating sight. Just a few decades ago, such a sight would have been unthinkable.
Sometimes big connections are explained by small observations. And sometimes a night of monsoon rain is enough to thoroughly rinse the laundry, the air – and the world view.