Motorisierte Futtermittelsäcke

Um 12:40 Uhr landet Flug IndiGo 5615 auf dem Flughafen von Udaipur. Wir steigen durch die hintere Tür aus und gehen über eine Rampe auf das Rollfeld. Es stinkt nach Kerosin. Meine Fleecejacke brauche ich jetzt nicht mehr. Es sind nur wenige Schritte bis zu einem der beiden Gepäckbänder im schicken Flughafengebäude. Mein Koffer ist unter den ersten fünf. Ihn nimmt mein Fahrer an sich. Ich habe Mühe, mit ihm Schritt zu halten.

Auf dem Weg zum Hotel in Udaipur
Auf dem Weg zum Hotel in Udaipur

Die Sauberkeit in und außerhalb des Flughafengebäudes überrascht mich. Am Rückspiegel baumelt eine hinduistische Gebetskette – Mala. Über eine sechsspurige Straße nehmen wir Kurs auf die Stadt. Der direkte Weg zum Hotel dauert meinem Fahrer zu lang. Die Vorbereitungen zum G20-Gipfel in Udaipur in der ersten Dezemberwoche legen den Verkehr lahm.

Vor der Abfahrt zur Umgehungsstraße behindern sich Lastwagen gegenseitig und blockieren auf allen drei Spuren den Verkehr in Richtung Stadt. Auf drei Kleinlastern quellen von Stoffbahnen umhüllte Futtermittel zu allen Seiten über die Ladefläche hinaus und scheinen die Fahrzeuge verschluckt zu haben. In einer Kurve sorge ich mich, dass die Futtermittel eines LKWs auf unser Auto übergreifen.

Futtermitteltransporter
Futtermitteltransporter

An uns zieht eine Steppenlandschaft und spärlich bewachsenes Gebirge vorüber. Büsche und karge Felsen säumen den Straßenrand. Die Futtermittel müssen andernorts geerntet worden sein. Auf der vierspurigen Umgehungsstraße kommt uns eine Kuh entgegen, etwas weiter sind es gleich drei. Hunderte Schuhe schmücken die Fassade eines Schuhgeschäfts und lassen in mir die Frage aufkeimen, ob der Händler sie jeden Abend in ihre Kartons packt, um sie am nächsten Tag erneut über die Hausmauer zu verteilen? Die Menschen hier scheinen die Zeit dafür zu haben.

Das Ram Pratap Palace Hotel in Udaipur
Das Ram Pratap Palace Hotel in Udaipur

Mein Fahrer erreicht das Ram Pratap Hotel am südlichen Ufer des Fateh Sagar Sees. Schwarzweiß-Fotografien entführen den Betrachter in eine Märchen- und Männerwelt, mit dem Prince of Bahawalpur, Queen Victoria, geschmückten Elefanten und diversen Jagdgesellschaften.

Erinnerungen an eine Märchen- und Männerwelt
Erinnerungen an eine Märchen- und Männerwelt

Vom Innenhof aus führt eine Treppe in die oberen Stockwerke und in die Zimmer mit indischem Marmor. Bedla Maharaj baute den dreistöckigen Palast, den die Kelwa-Familie in den 70ern in ein Hotel umfunktionierte.

Seit anderthalb Tagen habe ich kein Auge zugemacht. Ich verriegele mein Zimmer, lege mich ins Bett und wache erst auf, als Latika klopft und mir einen Geburtstagskuchen von der Agentur überreicht. Happy Birthday. Vier Hotelangestellte und ich teilen uns den Kuchen.

Auf der einstigen Ackerfläche zwischen Palast und See entstand ein Restaurant, in dem ich den Tag ausklingen lasse. Ich genieße Fisch, reichlich Gemüse, ein Glas Weißwein und zum Abschluss frisches Obst, Eis und einen doppelten Espresso.