Frühstück

Außer im Flugzeug hatte ich gestern keine feste Nahrung zu mir genommen. Dennoch hatte ich kein Hungergefühl und konnte in der ersten Nacht bis zum Weckerklingeln schlafen.

Ich bin offensichtlich der einzige Gast. So genieße ich die ganze Aufmerksamkeit von Herrn Koder, der mir gleich zum Frühstück frisches Obst und einen Saft reicht. Mein Blick schweift zum kleinen Hotelpool und den Bildern an der Wand. Die Queen in einer kleinen jüdischen Versammlung, geleitet von Sabatahi Samuel Koder. Darüber Indira Gandhi mit Sathu Koder. Diverse Bilder und Urkunden mit Verweis auf den Rotary Club. Sportliche junge Inder werden von dicken, glatzköpfigen Nicht-Indern geehrt. Bilder aus einer Zeit, als die Welt noch einer anderen Ordnung gehorchte.

Der junge Mr. Koder vor dem Bild des Alten und vor Bildern mit der Queen und mit Indira Gandhi.
Der junge Mr. Koder vor dem Bild des Alten und vor Bildern mit der Queen und mit Indira Gandhi.

Die indische Religionsphilosophin gab mir gestern zu verstehen, dass die Gemeinschaft mit Anderen für Inder das höchste Gut sei. Deshalb würden sie auch niemals Andere und erst recht keine Fremden kritisieren. Sie müssten sonst fürchten, von der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Wieviel Schläge müssen Menschen hinnehmen, bis Unterwürfigkeit Teil ihres Narrativs wird?

Ich denke lange über ihre Beobachtung nach und über meine Abschiedsworte an die Schulgemeinschaft, wonach mich die Beziehungen zu anderen Menschen zu dem gemacht haben, der ich bin.

Es gibt Omelette, reichlich Toast, Butter und etwas Marmelade. Dazu Milchtee, wie ihn nur Inder so lecker machen können.

Gleich kommt der Guide. Ich muss mich beeilen.