Gastfreundschaft

Ein Fischverkäufer am Strand von Kochi streckt mir ohne Vorbehalte eine Seebrasse entgegen und vermittelt eine universelle Gastfreundschaft. Seine Offenheit lässt keinen Raum für Fragen nach Herkunft oder Glauben; sein Angebot steht für sich. Für mich ein Symbol für eine Gesellschaft, in der das Teilen von Nahrung mehr bedeutet als bloße Nahrungsaufnahme – es ist ein Akt der Gemeinschaft und Menschlichkeit.

In manchen Kulturen ist Essen mehr als nur Sättigung; es ist das Zentrum des sozialen Lebens. Die Fülle von Brot, Gemüse, Obst und Gewürzen in den Taschen der Passanten spiegelt eine Lebensfreude wider, die ich oft in Ländern finde, deren Wohlstand sich nicht am Bruttosozialprodukt ihres Landes messen lässt. Dort ist das Bewahren einer zusätzlichen Mahlzeit für einen möglichen Gast nicht nur eine Geste der Gastfreundschaft, sondern auch eine moralische Verpflichtung.

Daheim verschließe ich unsere Türen und sichere unsere Privatsphäre mit Kameras und Jalousien. Könnte es sein, dass die Bereitschaft, mit Fremden zu teilen, eine tiefere Sicherheit bietet als jedes Schloss?